Soundrecordings auf Berliner Gräbern.
Headphone mix. Stereo. 45 rpm
Sonic anthropology
Was auf den Aufnahmen zu Beginn klingt wie eine Störung, ist der Klang unzähliger Blätter. Green noise. Über den Toten riesige Bäume, mit denen der Wind ozeanischen Sound erzeugt. Trotz der Größe der Friedhöfe und Parkanlagen ist an diesen Orten das Vibrieren der Stadt gehörig präsent. Maschinen, Züge, Schiffe, Baustellen, Verkehr. Auch dieses beständige Brummen klingt in Wellenbewegungen auf und ab. Urban noise.
Die Naturklänge des Friedhofs sind in die Ökologie der Geräusche der Stadt eingebettet. Verwoben sind Blätter und Räder, Vogelstimme und Sirene, Insekt und Café, Krähen und Gelächter. Verwoben sind Friedhöfe auch in das Haus der Zeit. Gedenken an die, die dort liegen. Ein Ohr im jetzt.
Ethnographischer Effekt.
Es dauert einen Augenblick, bis man sich orientieren kann, diese Karten hörend zu lesen vermag. Es erfordert Immersion. Eintauchen. Geduld. Übertragung. Dann ist es möglich, Jahreszeiten zu hören.
Singuläre Ereignisse durchbrechen die Klanglandschaften. Friedhofspraktiken:
Gehen, Laufen, Sitzen, Essen, Spielen, Atmen, Trauern, Gießen, Pflanzen,
Besuchen, Verabreden, Sprechen, Erinnern.
Schritte auf märkischem Sand, Fahrräder werden geschoben, Wasser geschöpft, Gespräche geführt. Auch über die Toten. Gerade über diese. „Hier liegt Feuerbach. Oder Fichte, Fichte. Das ist hier das Grab von Hegel. Das sind Philosophen. Hier gibt es einige davon.“
„Was die Toten hören“ ist die Verbindung von Klang, Hören, Vergänglichkeit und Zeit.
Hören ist nur in Echtzeit möglich. Memento mori.
Die Materialität der Klanginstallation ist ebenfalls ein Mapping: DJ-Tisch, Technics MK7-Plattenspieler, Mixer, Kopfhörer und ein Plattenkoffer mit Vinyls: Berlin Vanitas.
Die Töne wurden im Sommer und Herbst 2022 mit einem Neumann RSM 191 Stereomikrofon in MS-Stereophonie aufgenommen. Die Sequenzen sind originale fieldrecordings und wurden nicht verdichtet.