An Ash (10/271) / Eine Esche (10/271) /
Un Frêne (10/271)
Moritz Gansen, Camila de Caux, Eric Macedo


Die Installation Ash (10/271) untersucht die geschichteten Umwelten eines Baumes am Rande des Karpfenteichs im Treptower Park. Die Esche wurde 1856 gepflanzt und ist heute der älteste erhaltene Baum im Park. Damit ist er ein historischer Zeuge der großen Gewerbeausstellung von 1896, einem Ereignis, das entscheidend war für die Ansprüche und Ambitionen Deutschlands, sich als wirtschaftliche und technologische Weltmacht zu präsentieren, und das die Jahrhundertwende als einen wesentlichen Moment der Moderne und des Fortschritts auswies. Der Kolonialismus war ein integraler Bestandteil dieses Moments: Auf der anderen Seite des Sees sollten die inszenierten Landschaften der Deutschen Kolonialausstellung erlebbar machen, wohin und auf wen die kolonialen Bestrebungen des Deutschen Reiches gerichtet waren. Komplementär zum Bild der „modernen Zivilisation“ erzeugten sie ein Bild des „Primitiven“.
Ash (10/271) nimmt eine vergrößerte Reproduktion der offiziellen Ausstellungskarte von 1896 als Grundlage und fügt Fotos, Notizen, Zeichnungen und andere Forschungsmaterialien hinzu, die im Projekt über die Karte und übereinander geschichtet werden, um zu zeigen, was die moderne kartografische Vorstellungskraft verbarg oder nicht sehen konnte. Gleichzeitig wurde am 15. Oktober 2022, dem 126. Jahrestag der Schließung der Ausstellung, in unmittelbarer Nähe des Baumes eine Klanglandschaft aufgenommen, die an das Fortwähren von beidem gemahnt: sowohl von diesem Lebewesen als auch von der Gewalt und dem Tod, den die kolonialen Zerstörungen mit sich gebracht haben.